Das Fach Übungsunternehmen

25.02.2016


Interview mit Peter Schröder, Schulleiter der privaten Wirtschaftsschule begemann e. V., über die neuen Möglichkeiten für das Fach Übungsunternehmen an seiner Schule.

Was ist das Besondere daran, wie das Fach Übungsunternehmen an der Privaten Wirtschaftsschule begemann gestaltet ist?

Peter Schröder: Wir haben den Unterrichtsansatz im Fach Übungsunternehmen an der begemann auf innovative Weise erweitert. Bisher wurde hier lediglich die Praxis in einem virtuellen Großhandelsbetrieb unterrichtet. Das war gut, der Blickwinkel jedoch rein auf das Kaufmännische ausgerichtet. Deshalb haben wir im September 2015 ein FabLab und eine Siebdruckwerkstatt in das Übungsunternehmen integriert und das Fach dadurch um Entwicklungs-, Design-, Herstellungsfragen ergänzt.

Was bedeutet das für Ihre Schülerinnen und Schüler?

Mit dieser Erweiterung bereiten wir die Schülerinnen und Schüler umfassend und kreativ auf die Arbeitswelt vor. Und die sind zufriedener, zum einen weil sie die moderne Unterrichtsform mit ihrem vielseitigen Angebot schätzen, zum anderen weil ihnen das Fach neue Perspektiven aufzeigt: Der Übergang in eine Ausbildungssituation nach dem mittleren Bildungsabschluss stellt sich konkreter und vielfältiger dar.

Ziel ist also…

… für Schüler die Voraussetzungen zu schaffen, dass sie sich als selbstwirksam erleben können. So fördert die neue „vorbereitete Lernumgebung“ im Fach Übungsunternehmen die Fähigkeit zur Interaktion und Kommunikation des Einzelnen mit seinen Mitschülern und Lehrern. Sie ermöglicht gezielte Förderung überfachlicher Kompetenzen, schult Arbeitstechniken und gibt vielfältige Übungsanlässe. Damit ist das Fach Übungsunternehmen für den Schüler eine optimale Vorbereitung auf den Berufseintritt.

Wie kam es zu der Kooperation mit dem Fab-Lab?

Mit dem Ausbau das Faches Übungsunternehmen haben wir direkt nach Bekanntgabe der Veränderung der Stundentafel der Wirtschaftsschule durch das Kultusministerium Bayern begonnen. Für uns war klar, dass wir kreative, technische und handwerkliche Inhalte integrieren wollen. Die Maker-Bewegung und Repair-Cafés führten zu einem ersten Gespräch mit Birgit Kahler, Mitgründerin des FabLabs München. Wir stellten dabei schnell fest, dass uns ähnliche Ideen im Thema Bildung von Schülerinnen und Schüler verbinden. Das war der Start der Kooperation mit dem FabLab München.

Warum haben Sie sich für eine Siebdruckwerkstatt und Laser- und 3-D-Printverfahren entschieden?

Ich habe verschiedene offene Werkstätten besucht, unter anderem die WerkBox3 in München und die DingFabrik in Köln. Weitere Gespräche haben mit dem Haus der Eigenarbeit und der Stiftungsgemeinschaft anstiftung & ertomis in München stattgefunden. Schnell hat sich herausgestellt, dass eine Siebdruckwerkstatt für unsere Schülerinnen und Schüler die ideale handwerkliche Basis und kreative Herausforderung bietet. Siebdruck fordert mit seinen verschiedenen Arbeitsschritten präzises Arbeiten und ermöglicht die Umsetzung komplexer Entwürfe auf Papier wie Textil. Die lassen sich für viele Produktionsideen nutzen und führen zu anspruchsvollen Ergebnissen und damit motivierenden Erfolgserlebnissen bei den Schülern. Parallel dazu wollten wir auch einen innovativen technischen Ansatz. Hier waren die FabLabs in Deutschland die interessanteste Bewegung.

Wie sind die Unterrichtsräume für das Übungsunternehmen konkret ausgestattet?

Wir haben die Unterrichtsräume für den erweiterten Unterricht umfassend und neu ausgestattet. Alle drei Workshops befinden sich in einem Open Space, so dass Austausch möglich und gefördert wird. Das Übungsunternehmen hat eine komplette Büroausstattung mit zwei Lehrer-PCs und zwölf Schüler-PCs sowie Laserdrucker und Materialschränken. Das FabLab verfügt über einen EPILOG-Laser, einen Ultimaker 2 Extended 3D-Drucker, drei Printrbottplay 3D-Drucker und den zugehörigen Computern mit der entsprechenden Software. In der Siebdruckwerkstatt gibt es zwei vollwertige Arbeitsplätze, von der Siebbelichtung bis zum Druck sind alle Formate bis DIN A1 möglich.

Das klingt nach einem hohen Aufwand. Wie wurde das finanziert?

Der Schulträger steht voll hinter der Idee und hat mehr als 90 % der Finanzierung geleistet. Über die Kooperation mit dem FabLab München habe ich Wilhelm Stemmer von der Wilhelm Stemmer-Stiftung kennengelernt. Diese Stiftung fördert naturwissenschaftlich-technische Projekte an Schulen aller Art, um bei Kindern der unterschiedlichsten Altersstufen Interesse und Begeisterung für Technik zu wecken. Herr Stemmer hat uns bei der Finanzierung des FabLabs zusätzlich mit einer großzügigen Spende unterstützt.

In welcher Jahrgangsstufe findet der Unterricht statt?

Der Unterricht startet in Jahrgangsstufe 9, findet in zwei Klassen statt und wird zunächst über zwei Jahre laufen. Ob wir 2017 an dem zweijährigen Rhythmus festhalten, werden wir anhand der Erfahrungen entscheiden.

Wie groß sind diese beiden Klassen?

In den Klassen sind jeweils 19 Jugendliche, die – eingeteilt in zwei Gruppen – im sechswöchigen Rhythmus durch die Bereiche Übungsunternehmen, FabLab und Siebdruck rotieren.

Welche Lehrer unterrichten das Fach?

Für diese drei Gruppen setzen wir vier Lehrkräfte ein. Ein Team von Wirtschaftslehrern wird ergänzt von je einer Expertin für das  FabLab und die Siebdruckwerkstatt. Der starke Praxisbezug ist uns hier sehr wichtig.

Das erste Halbjahr ist gerade um – wie wird die neue Unterrichtsform denn angenommen?

Wir bekommen begeistertes Feedback von allen Beteiligten, vor allem weil diese neue Form so viel mehr Interaktion erlaubt, als der klassische Unterricht. Dass sie sich hier frei austauschen können, aber auch Projekte eigenständig erarbeiten dürfen – das motiviert unsere Schülerinnen und Schüler sehr.

Was würden Sie sagen, wovon profitieren Ihre Schüler am meisten?

Laut unseren Schülern liegt der größte Vorteil dieses Ansatzes in der Vielfalt, die wir ihnen über FabLab, Siebdruck und Übungsunternehmen anbieten. Auch wenn sie später im Beruf nicht mit Laserprint oder Siebdruck arbeiten werden – hier geht es darum, Hemmschwellen abzubauen, neuen Techniken und Arbeitsprozessen mit Neugier zu begegnen und sie sich im Team anzueignen. Die Schülerinnen und Schüler reflektieren dadurch viel bewusster über ihre Zeit nach der Wirtschaftsschule, über das, was sie interessiert und was sie können.


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